Museumsbereiche - Deutsches Pinsel- und Bürstenmuseum

Direkt zum Seiteninhalt
 Museumsbereiche
Raum 1 - Geschichte der ältesten Pinsel und Bürsten, Pinsel- und Bürstenzentren

Schon während der Altsteinzeit wurden Pinsel zum Bemalen von Höhlenwänden benutzt. Pinselfunde aus der Altamirahöhle in Nordspanien, mit denen vor 20.000 Jahren Höhlenwände bemalt wurden, zeigen schon eine große Ähnlichkeit mit unseren heutigen Malerpinseln.
Diese Pinsel bestanden aus Röhrenknochen, in die Haarbüschel eingesetzt waren.
Es war üblich, dass die Künstler ihre Pinsel selbst herstellten oder von ihren Gehilfen anfertigen ließen.
Die frühesten Bürstenfunde stammen aus der Keltenzeit. Das Grundprinzip ihrer Herstellung war damals ähnlich wie heute. In ein Holzstück wurden Löcher gebohrt, in die jeweils ein paar Pflanzenstängel gesteckt wurden.

Erst seit Anfang der 19. Jahrhunderts gibt es den Beruf des Pinselmachers.
Bürstenmacher gibt es dagegen schon länger. In Nürnberg wird 1400 ein „pürstenbinder“ erwähnt.

Einige Regionen entwickelten sich aufgrund günstiger Rohstoffvorkommen und der Erfahrung im Hausierhandel zu Zentren der Bürstenindustrie. Dazu zählen Todtnau im Schwarzwald, Schönheide im Erzgebirge, Striegau in Schlesien und Bad Lauterberg im Harz.


Raum 2 - Handwerksgeschichte und Industrialisierung

Pinsel und Bürsten wurden ursprünglich für den Eigenbedarf produziert. Der Beruf des Bürstenmachers ist seit 1400 bekannt. Die ersten Bürstenmacherzünfte wurden um 1462 in Augsburg, Frankfurt und München erwähnt. Als Zunftsymbol trifft man oft auf einen zusammengebundenen Pinsel, da die Bürstenmacher zu dieser Zeit auch Pinsel für das Malerhandwerk gefertigt haben. Das Pinselmachen ist erst seit dem Ende des 18. Jahrhunderts als Handwerk etabliert, davor wurden die Pinsel von den Künstlern selbst oder ihren Gehilfen hergestellt.
Mit der Entwicklung von Stanzmaschinen gegen Ende des 19. Jahrhunderts, die automatisch das Bestückungsmaterial in das Bürstenholz einsetzen, beginnt die Industrialisierung des Bürstenmacherhandwerks. Während der Anfangsphase der Industrialisierung entstanden Zulieferbetriebe, deren Aufgaben ursprünglich von den Bürstenmachern selbst ausgeübt wurden.
Die Mechanisierung der Pinselindustrie hat sich in mehreren Schritten vollzogen. Für die Fertigung von hochwertigen Pinseln ist auch heute noch das handwerkliche Können und Fingerspitzengefühl von entscheidender Bedeutung.

Raum 3 - Brauchtum und Aberglaube

In vielen Ländern der Erde ist der Besen auch als Gegenstand des Aberglaubens, als Hexengefährt und als Rechtssymbol bekannt. In der Kunst tritt der Pinsel als Attribut des Evangelisten Lukas auf.

Raum 4 - Materialien und Arbeitsgeräte zur Pinsel- und Bürstenherstellung

Für welchen Zweck ein Pinsel oder eine Bürste eingesetzt wird, ist von dem Material abhängig, aus dem sie hergestellt werden. Das Rohmaterial für den Pinsel- oder Bürstenkopf wird in drei Gruppen unterteilt: Tierhaare, pflanzliche Stoffe und synthetisches Material. Allgemein wird dieses Material als Besteckungs- oder Bestückungsmaterial bezeichnet, da mit ihnen der Pinselstiel oder das Bürstenholz „bestückt“ wird.
Die Herkunft und Verarbeitung von Tierhaaren, wie beispielsweise Borsten und Dachshaar, aber auch das Zurichten von Pflanzenfasern wird in dieser Abteilung erläutert.

Raum 5 + 6 -  Borstpinselherstellung

Der Borstpinselmacher stellt Anstreicherwerkzeuge her, dabei wendet er die Herstellungsmethoden der Bürstenmacher ebenso an, wie die der Pinselmacher. Als Bestückungsmaterial verwendet er Borsten (so bezeichnet man die Haare vom Schwein). Im Unterschied zu anderen Tierhaaren haben sie einen dickeren und steiferen Schaft und mehrere Verästelungen, die in der sogenannten Fahne enden. Die Borstenstruktur sorgt dafür, dass die fertige Bürste oder der fertige Pinsel viel Farbe aufnehmen kann.

Raum 7 - Haarpinselherstellung

Der Haarpinselmacher fertigt Künstler- und Schulmalpinsel aus Feinhaaren, feine Pinsel für die Verwendung in Handwerksbetrieben und Kosmetik- sowie Rasierpinsel.

Raum 8 - Asiatische Pinsel

Asiatische Pinsel sind SCHREIB-Geräte, europäische Pinsel sind MAL-Geräte. Asiatische Pinsel unterscheiden sich von europäischen Pinseln auch durch ihre Machart. Ein asiatischer Pinsel wird aus verschieden langen Haaren und manchmal auch aus unterschiedlichen Haarsorten hergestellt.
Asiatische Bürsten werden wie in Europa in der Technik des Handeinzugs oder durch Stanzen hergestellt. Bei gebundenen Besen wird das Bestückungsmaterial meist mehr kunstvoll ineinander verflochten. Auf diese Weise erhält der Besen Stabilität, gleichzeitig kann das Flechtwerk den Griff bilden.

Raum 9 - Bürstenherstellung

Beim traditionellen Handwerk werden noch heute vier Fertigungsmethoden unterschieden:
der Handeinzug, der Stirneinzug, das Pechen (Kleben) und die Drehtechnik.
Beim Handeinzug werden kleine Bündel vom Bestückungsmaterial mittels eines Drahtes in das Bürstenholz eingezogen. Bei fast allen Bürsten wird auf das Bürstenholz ein Deckel aufgesetzt, der auch reichhaltig verziert sein kann, um die Verdrahtung zu verdecken.
Der Stirneinzug ist eine verfeinerte Abwandlung des Handeinzugs. Diese Technik wird vor allem bei hochwertigen Haar- und Kleiderbürsten angewendet. Der Bürstenkörper wird nicht durchgebohrt, sondern nur bis zur Mitte angebohrt. Von der schmalen Seite des Bürstenkörpers, der Stirnseite, werden horizontale Kanäle gebohrt. Sie stellen eine Verbindung zwischen den senkrecht gebohrten Löchern her. Durch sie wird der Faden (Draht) zur Befestigung des Bestückungsmaterials geführt.

Raum 10 - Gedrehte und geklebte Bürsten

Diese Bürsten kommen vor allem in Industrie und Handwerk zum Einsatz. Bei gedrehten Bürsten liegt das Bestückungsmaterial zwischen zwei Drähten, die so weit miteinander verdreht werden, dass der Besatz festgeklemmt ist. Der Draht ist also gleichzeitig Befestigungsmaterial und Bürstenkörper, der bekannteste Vertreter ist die Mascarabürste. Rund 60 % des Weltmarktbedarfs an Mascarabürsten werden in Bechhofen und Umgebung hergestellt.
Das Kleben gehört zu den ältesten Bürstentechniken. Mit Hilfe des Klebstoffes wird das Bestückungsmaterial in das Bürstenholz geklebt.

Raum 11 - Industrielle Fertigung

Hierbei kommen verschiedene Stanz-Techniken (Anker-und Schlingenstanzung) zum Einsatz.
Dabei werden die Bündel vom Bestückungsmaterial maschinell im Bürstenkörper befestigt.
Die bekannteste Vertreterin ist die Zahnbürste.

Raum 12 + 13 - Sozialgeschichte

Die Nachbildung eines Heimarbeiterzimmers weist auf die Lebenssituation der Pinsel- und Bürstenmacher im 19. Jahrhundert und zu Beginn des 20.Jahrhunderts hin. Sie hatten oft keine eigene Werkstatt. Das Handwerk wurde in der Wohnstube oder Küche ausgeführt. Meist half die ganze Familie mit.
Früher waren viele MitarbeiterInnen in Heimarbeit beschäftigt.
Die Heimarbeit erforderte einen relativ kleinen Arbeitsplatz wie hier sichtbar ist.
Trotz der geringen Arbeitsplatzanforderungen ließ der Wettbewerb aus Asien einen großen Teil dieser Arbeitsgänge wegfallen.

Die häufigsten und gefährlichsten Berufskrankheiten der Pinsel- und Bürstenmacher waren im 19. Jahrhundert Milzbrand und Tuberkulose.


Raum 14 - Lohnverhältnisse/Steindecker Haus

Lohnverhältnisse
 

 
Die Entlohnung der in Heimarbeit Beschäftigten erfolgte nach gefertigter Stückzahl. Die Pinsel- und Bürstenmacher, die eine Anstellung in der Fabrik hatten, erhielten in der Regel eine höhere Vergütung – entweder einen fixen Stundenlohn oder auch nach gefertigter Stückzahl.
 
Die Wochenarbeitszeit lag damals bei etwa 50 Stunden, der wöchentliche Durchschnittslohn bei ca. 17,- Mark.
 
 
 
Das Steindecker Haus
 

 
Das Haus bekam der in Bechhofen ansässige jüdische Geschäftsmann Marx Schloß 1847 von einer Tante überschrieben. Nach der Heirat seiner Tochter Clara mit dem aus Fürth stammenden Salomon Steindecker wurde es zum „Steindecker Haus“. Es war ein jüdisches Geschäfts- und Wohnhaus mit Laubhütte und Ritualbad. Im Erdgeschoß befanden sich die Verkaufsräume für Lebensmittel und Pinsel, später - um 1900 - konzentrierte man sich ausschließlich auf Produktion und Verkauf von Pinseln und Borsten.  Es galt als erste moderne Pinselfabrik in Bechhofen (Borstenmischmaschine).
 
 
Während der NS-Zeit wurde die Familie enteignet und aus Bechhofen vertrieben.
 
Nach einer bewegten Geschichte wurde das Haus 1984 abgerissen.
 


Raum 15 - Maschinenraum

Hier finden Sie eine Mischmaschine, eine Handstanze und einen Mascaraautomaten.

Raum 16 - Handel und Vertrieb

Bürsten wurden früher durch die Hersteller meistens direkt verkauft (Ladenverkauf mit angeschlossener Werkstatt)
Pinsel wurden oft über Großhändler oder Künstlerfarbenhersteller vertrieben.
Für dem Handel mit Bürsten und Pinsel war das Entstehen einer Infrastruktur von großer Bedeutung. Auch der Präsentation von Pinseln und Bürsten wurde mehr Aufmerksamkeit geschenkt. Für Bürsten wurden spezielle Vertreterkoffer entwickelt, in denen repräsentativ das Sortiment gezeigt werden konnte. Pinsel wurden übersichtlich auf „Steckkarten“ angeboten.

Deutsches Pinsel- und Bürstenmuseum
Dinkelsbühler Straße 21/23
91572 Bechhofen a. d. Heide
Tel.: 0 98 22 / 10 82 9
E-Mail: info[at]pinselmuseum-bechhofen.de

Zurück zum Seiteninhalt